HR factory Alumni Series: Jens Simmeth

Jens, wie bist du zum HRler geworden?

Ein bisschen auf Umwegen eigentlich. Ich hatte nämlich mal was Handwerkliches gelernt. Meine Eltern hatten ein Autohaus, weshalb ich zuerst eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker abgeschlossen habe und theoretisch noch Autos reparieren könnte. Ich habe aber schon damals gemerkt, dass ich eigentlich mehr mit Menschen zu tun haben möchte.

Mir hat der Kundenkontakt einfach mehr Spaß gemacht als das Schrauben. Die Tendenz hat sich dann in meiner Zeit als Kellner und Barkeeper gefestigt. Parallel habe ich ganz klassisch noch eine Ausbildung angefangen und bin über diesen Weg bei HR factory gelandet.

Das Personalwesen hatte ich damals eigentlich gar nicht auf der Agenda, aber es hat einfach ab Tag eins Klick gemacht – sowohl mit HR factory als auch mit den Inhalten und generell dem wertorientierten Miteinander.

Welche Projekte und Aufgaben haben denn deine Anfangsjahre im HR geprägt?

Wir hatten mit HR factory vor allem einen großen Kunden aus der Softwarebranche. Da war ich erstmal im Bewerbermanagement, habe Bewerberunterlagen erfasst, digitalisiert, Termine koordiniert und solche Dinge.

Das war aber nur der Einstieg. Später habe ich als Teamleiter das ganze Thema befristete Arbeitsverträge bei dem Kunden gesteuert und mit meinem Team über 250 befristete Mitarbeitende fachlich betreut. Zu dieser Zeit haben wir uns in einem Arbeitgebermarkt bewegt und mussten große Mengen an Kandidaten und Kandidatinnen durchschleusen. Wir hatten damals zwar schon ein super Tool zur Verfügung, aber so Sachen wie zum Beispiel CV-Parsing gab es noch gar nicht.

Auf jeden Fall habe ich bei diesem großen Kunden und in diversen kleineren Projekten richtig viel mitnehmen können und eine sehr steile Lernkurve gehabt.

  

Klingt ziemlich spannend! Wie ging es für dich weiter?

Zu meinem Glück hatte ich bei HR factory die Möglichkeit, HR in der Breite kennenzulernen. Ich hätte zwar auch den Weg eines Spezialisten einschlagen können, wie es einige meiner Kolleginnen und Kollegen taten, aber für mich lag der Reiz eher darin, HR ganzheitlich zu verstehen.

Deswegen habe ich dann ein Jahr bei einem Telekommunikationsunternehmen eingelegt, bei dem ich Young Talents betreuen durfte. Das war super spannend. Außerdem habe ich noch ein Studium in BWL und Personalmanagement draufgesetzt. Das hat sich auch wirklich gelohnt, weil es einerseits den Horizont erweitert und einem andererseits inhaltliche Themen wie Unternehmensführung, Unternehmensstrukturen, rechtliche Dinge, Bilanzen und so weiter näherbringt. Im Gesamtkontext hilft es wirklich, als HRler den Business-Kontext und strategische Aspekte zu verstehen. In Gesprächen mit der Finanzabteilung, der Geschäftsführung oder der Rechtsabteilung gibt einem das einfach ein anderes Standing.

Wie wurde und wird HR im Gegenzug von diesen Abteilungen wahrgenommen, deiner Erfahrung nach?

In den meisten Fällen sind andere gegenüber HR total offen. Trotzdem wird manchmal übersehen, wie technisch HR sein kann. Personaleinsatzplanung, Forecast, Budgets und viele kleine operative Dinge gehören genauso dazu wie die menschlichen Aspekte.

Grundsätzlich hat sich in den letzten 20 Jahren das Bild von HR ziemlich verändert. Ich finde es auch gut, dass man immer häufiger von People and Culture spricht, weil Menschen eben nicht nur Ressourcen sind.

Letztendlich ist HR einfach vielschichtig. In der einen Sekunde musst du in dieses Thema reinspringen, in der anderen in ein komplett anderes, und dann ist Erfolg häufig auch noch schwer messbar. Solche Faktoren sorgen dafür, dass die psychische Belastung im HR wirklich hoch sein kann.

  

Wie gehst du persönlich damit um? Treibt dich diese Art der Herausforderung an?

Ja, genau dieses Spannungsverhältnis treibt mich an. Ich bin ein Mensch mit Emotionen, der gerne lacht und im Team arbeitet. Ich will und kann aber auch gestalten und Entscheidungen treffen, selbst wenn die nicht immer schön sind. Menschennaher Kollege und gleichzeitig Entscheider bei Business-Fragen zu sein, ist für mich kein Widerspruch.

Letztendlich hat mir Emotionen zu zeigen und authentisch zu sein wahnsinnig dabei geholfen, Vertrauen aufzubauen, welches ich dann im Gegenzug häufig als Vorschuss zurückbekommen habe.

Ich habe versucht, meinen Überzeugungen und Vorstellungen bis heute treu zu bleiben, was sich bisher für mich bewährt hat. So individuell die Menschen, so auch deren Bedürfnisse. Familien, Lebensplanung oder auch manchmal (nicht) selbst gewählte Lebenssituationen. Daher finde ich es wahnsinnig wichtig, bei allen unternehmerischen Anforderungen und dem wirtschaftlichen Erfolg nicht die Menschen und ihre persönlichen Bedürfnisse aus dem Blick zu verlieren.